Wie Sie einen Rollstuhl im Auto transportieren

Wenn Sie auf einen Rollstuhl angewiesen sind, kommen Sie früher oder später an den Punkt, an dem Sie mit dem Rollstuhl in einem Auto fahren wollen. Vielleicht möchten Sie trotz Ihrer Einschränkungen selbst fahren oder Sie sind Passagier. Beides ist möglich, erfordert aber ein paar Vorbereitungen beziehungsweise Umbauten am Auto.

 

Welche das sind und worauf Sie dabei achten sollten, erfahren Sie hier.

In aller Kürze

  • Je nachdem, ob Sie selbst fahren oder Mitfahrer sind, unterscheidet man zwischen Aktiv- und Passivfahrer.
  • Für den Transport von Rollstühlen im Auto muss dieses rollstuhlgerecht umgebaut werden. Dafür stehen verschiedene Fahr-, Verlade- und Einstiegshilfen sowie Rollstuhlbefestigungen zur Verfügung.
  • Als Rollstuhlfahrer haben Sie die Möglichkeit, Zuschüsse zu Umbauten und sogar zum Kauf behindertengerechter Autos zu beantragen.

Unterscheidung zwischen Aktivfahrer und Passivfahrer

In Zusammenhang mit dem Transport von Rollstühlen spricht man von Aktiv- und Passivfahrern.

  • Aktivfahrer: Ein Aktivfahrer sind Sie, wenn Sie selbst mit dem Auto fahren.
  • Passivfahrer: Von einem Passivfahrer oder Mitfahrer spricht man, wenn Sie als Rollstuhlfahrer im Auto mitfahren, entweder hinten im Auto oder als Beifahrer auf dem Beifahrersitz.

In welche Autos passt ein Rollstuhl?

Egal ob Aktiv- oder Passivfahrer, in aller Regel ist ein normales Auto nicht für den Transport geeignet. Zumindest Umbauten sind notwendig. Glücklicherweise gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, Autos fit für die Rollstuhl-Mitnahme zu machen.

Eine Außnahme ist unser erivo - der leichte und faltbare Elektrorollstuhl lässt sich in fast jedem Kofferraum einfach und schnell verstauen!

Umbauten für Aktivfahrer

Wenn Sie als Rollstuhlfahrer selbst mit dem Auto fahren wollen, sind mindestens zwei Dinge notwendig:

  • Fahrhilfen

    Fahrhilfen versetzen Sie in die Lage, das Auto sicher zu steuern, obwohl Sie Ihre Füße nicht in vollem Umfang nutzen können. Dazu gehören zum Beispiel Handgas-Systeme und Handbremsen. Meist ist beides kombiniert. Das heißt, Sie können mit einem Handhebel bremsen oder Gas geben, je nachdem, ob Sie an ihm ziehen oder ihn vom Körper wegschieben.

    Multifunktionsdrehknöpfe dienen dazu, die Lichtanlage und Signale wie Blinker, Scheibenwischer oder Hupe zu steuern, ohne das Lenkrad loszulassen.

  • Verladehilfen

    Mit einer Verladehilfe können Sie den Rollstuhl beispielsweise in den Kofferraum oder hinter den Fahrersitz einladen. Verladehilfen gibt es für faltbare und ungefaltete Rollstühle. Je nach System, Rollstuhl und Auto müssen Sie dafür kaum Umbauten vornehmen und können Ihren Rollstuhl sogar in Kleinwagen verstauen.

Umbauten für Passivfahrer

Wenn Sie kein Selbstfahrer sind, sondern als Rollstuhlfahrer im Auto mitfahren, können Sie je nach Ihren körperlichen Voraussetzungen umsteigen und mithilfe einer Einstiegshilfe als Beifahrer im Auto sitzen. Dann kommt wiederum eine Verladehilfe für Ihren Rollstuhl zum Einsatz.

Oft fahren Rollstuhlfahrer im Rollstuhl hinten im Auto mit. Voraussetzung dafür ist, dass das Auto groß genug ist. Infrage kommen Hochdach-Kombis, Kleintransporter und Vans.

Außerdem notwendig sind

  • ein System für den Einstieg, zum Beispiel eine Rampe oder ein Lift,
  • ein Befestigungssystem für den Rollstuhl (darauf kommen wir noch zurück),
  • ein Heckausschnitt, durch den der Fahrzeugboden im Heck tiefer gelegt wird.

Tipp: Ein Aufkleber mit Rollstuhlsymbol am Heck signalisiert anderen Fahrern, beim Parken Abstand zu halten, damit sich eine Auffahrrampe ausklappen lässt.

Einstiegshilfen für Aktiv- und Passivfahrer

Sowohl Aktiv- als auch Passivfahrer, die auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, profitieren von Einstiegshilfen.

Auch diese gibt es in verschiedenen Varianten für unterschiedliche Bedürfnisse:

  • Schwenksitze helfen Ihnen, in das Auto einzusteigen, indem Sie zur Seite hin ausgeschwenkt werden. Einige Modelle eignen sich sowohl für die Fahrer- als auch für die Beifahrerseite.
  • Bei Umsetzhilfen wird eine zusätzliche Sitzfläche ausgeklappt.
  • Hubsitze sind besonders bequem. Siefahren komplett aus dem Auto heraus und wieder zurück.
  • Mit einem Personenlift beziehungsweise Hublift können Helfer sehr stark eingeschränkte beziehungsweise komplett gelähmte Personen in ein Auto befördern, ohne sie heben zu müssen


Wichtig: Mittlerweile gibt es auch schon Autos, die so gestaltet sind, dass Sie als Rollstuhlfahrer selbstständig direkt hinters Steuer fahren können. Das heißt, Sie bleiben im Rollstuhl sitzen, wenn Sie das Fahrzeug steuern.

Sichere Befestigungsmöglichkeiten für Rollstühle und Fahrer

Um Unfällen und Verletzungen vorzubeugen, muss der Rollstuhl als Fahrsitz geeignet sein. Außerdem müssen Rollstuhl und Rollstuhlfahrer sicher befestigt werden. Zu diesem Zweck kommen Rollstuhlrückhaltesysteme und Gurte zur Anwendung.

Als optimale Lösung für die sichere Befestigung gilt der sogenannte Kraftknoten, der in der Norm DIN 75078 Teil 2 beschrieben wird. Rüsten Sie Ihren Rollstuhl dafür mit passenden Verspannaufnahmen nach.

Wichtig: Vorgeschrieben sind Kraftknoten aktuell nur für Behindertentransportkraftwagen, nicht für Privat-Pkw. Allerdings sorgen sie für ein Höchstmaß an Sicherheit unterwegs. Das allein ist ein guter Grund, nicht darauf zu verzichten.

So können Sie Ihr Auto rollstuhlgerecht umrüsten

Wollen Sie ein Auto rollstuhlgerecht umrüsten lassen, wenden Sie sich am besten an ein Unternehmen, das sich auf dieses Thema spezialisiert hat.

Viele Anbieter übernehmen unterschiedliche Umbauten und haben verschiedene Produkte im Angebot, von Verladehilfen bis Schwenksitzen und Fahrhilfen für Aktivfahrer. Mit etwas Glück bekommen Sie alles aus einer Hand und haben für alle Fragen einen Ansprechpartner.

Gibt es Zuschüsse zu Umbauten am Auto?

Im Rahmen der Kraftfahrzeug-Hilfeverordnung (KfzHV) zahlt der deutsche Staat Zuschüsse zum Kauf von Autos, zum Umbau und sogar zum Erwerb eines Führerscheins – vorausgesetzt Sie erfüllen bestimmte Voraussetzungen.

Dazu gehören die folgenden:

  • Ihre Behinderung ist dauerhaft.
  • Sie können nachweisen, dass Sie in der Lage sind, ein Fahrzeug zu führen.
  • Sie brauchen das Auto, um zu einem Ausbildungsort oder zu einer Arbeitsstelle zu gelangen.
  • Sie sind zumindest teilweise erwerbsfähig in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis.

Zuschüsse zum Kauf von Autos und zum Erwerb eines Führerscheins sind nach Nettoeinkommen gestaffelt.

Außerdem ist ein Antrag notwendig.

Finanzielle Vorteile als Rollstuhlfahrer

Egal ob Sie selbst fahren oder gefahren werden, als Halter eines Fahrzeugs mit Behinderung profitieren Sie von einer ermäßigten Kfz-Steuer.

Der einzige Haken: Damit Sie 50 Prozent weniger zahlen, müssen Sie auf die kostenlose Mitnahme im öffentlichen Nahverkehr verzichten.

Die gute Nachricht: Sie müssen sich nicht endgültig für eine Ermäßigung entscheiden, sondern können später jederzeit wieder wechseln.

Sicherheit ist entscheidend

Es gibt viele Möglichkeiten, mit einem Rollstuhl im Auto zu fahren beziehungsweise einen Rollstuhl im Auto zu transportieren. Um Umbauten am Auto oder einen Neukauf kommen Sie zwar nicht herum, aber mit etwas Glück müssen Sie die Kosten dafür nicht komplett selbst tragen.

Entscheidend ist ein Höchstmaß an Sicherheit. Gehen Sie bei Befestigungsmechanismen und Fahrhilfen keine Kompromisse ein, egal ob als Aktiv- und Passivfahrer. So haben Sie und Ihre Helfer bei jeder Fahrt ein gutes Gefühl.

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