Elektrorollstuhl – Ratgeber
Mit einem Elektrorollstuhl legen Sie dank des elektrischen Antriebs problemlos größere Strecken und Steigungen zurück. Außerdem lässt er sich auch steuern, wenn Ihre Beweglichkeit und/oder Kraft stark eingeschränkt sind. Hier erfahren Sie, wie ein Elektrorollstuhl funktioniert, wie viel er kostet und wann ihn die Versicherung bezahlt. Außerdem geben wir Ihnen wichtige Tipps für die Auswahl eines elektrisch betriebenen Rollstuhls.

Inhalt
In aller Kürze:
Elektrorollstühle eignen sich besonders für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit und Kraft sowie für das Zurücklegen größerer Strecken.
So, wie es verschiedene Arten von Elektrorollstühlen gibt, unterscheiden sich die Art der Steuerung und die verwendeten Batterien. Idealerweise ist das Gesamtpaket möglichst gut auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Nehmen Sie sich Zeit für das Probefahren.
Wenn die medizinische Notwendigkeit nachgewiesen ist, zahlen Krankenkassen einen Elektrorollstuhl. Dafür brauchen Sie ein ärztliches Rezept.
Besondere Anforderungen gelten für das Fahren mit elektrisch betriebenen Rollstühlen im Freien. Eine spezielle Versicherung brauchen Sie aber nur bei Elektrorollstühlen, die schneller als 6 km/h sind.
Welche Vorteile hat ein Elektrorollstuhl?
Ein Elektrorollstuhl bietet sich vor allem in zwei Situationen an:
Ihre Arme beziehungsweise Hände sind in Kraft und/oder Beweglichkeit so weit eingeschränkt, dass Sie Schwierigkeiten haben, einen manuellen Rollstuhl zu bedienen.
Sie wollen mit Ihrem Rollstuhl größere Strecken im Freien zurücklegen, zum Beispiel zum Einkaufen oder ins Theater.
Aus zweiterem Grund entscheiden sich oft Menschen für einen Elektrorollstuhl oder einen elektrischen Zusatzantrieb, die auch ein manuelles Modell bedienen könnten. Allerdings müssen sie dann zumindest Teile der Kosten für den Rollstuhl selbst tragen. Auf diesen Punkt kommen wir noch zurück.
Welche Arten von Elektrorollstühlen gibt es?
Elektrorollstühle unterscheidet man danach, wo sie gefahren werden und wie sie aufgebaut sind:
Elektrorollstühle für drinnen: Personen, die sich überwiegend in geschlossenen Räumen bewegen und die auf Unterstützung durch einen elektrischen Antrieb angewiesen sind, brauchen einen Elektrorollstuhl für drinnen. Dieser sollte kompakt und wendig sein sowie wenig Platz wegnehmen. Eine große Reichweite ist dagegen nicht nötig.
Elektrorollstühle für draußen: Elektrorollstühle für draußen sind robust, haben große Antriebsräder, leistungsstarke Batterien, Beleuchtung und Rückspiegel. Im Außenbereich entscheiden sich manche auch für Rollstühle, die schneller als 6 km/h sind, oder gleich ein Elektromobil.
Elektrorollstühle für den Innen- und Außenbereich: Einige Elektrorollstühle können beides, drinnen und draußen. Sie sind ein Kompromiss zwischen Wendigkeit und Outdoor-Tauglichkeit.
Elektrorollstühle mit Stehfunktion: Ein Rollstuhl mit Stehfunktion kommt für Personen infrage, die regelmäßig ein Stehtraining durchführen sollten. Der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen funktioniert wie der Antrieb elektrisch.
Kein Rollstuhl im eigentlichen Sinn ist ein Elektromobil bzw. Scooter. Die kleinen Wagen unterstützen Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit dabei, größere Strecken zurückzulegen. Sie können 3 oder 4 Räder haben. Manche Modelle lassen sich sogar mit einem Anhänger kombinieren.
Voraussetzung, um Scooter fahren zu können, ist, dass sich beide Arme einsetzen lassen. Auch müssen Fahrer eines Elektromobils in der Lage sein, selbstständig ein- und auszusteigen.
Wie funktioniert ein Elektrorollstuhl?
Alle Elektrorollstühle fahren elektrisch mit einem Akku. So viel zu den Gemeinsamkeiten. Davon abgesehen gibt es viele Unterschiede, auf die wir im Folgenden eingehen.
Tipp:
Achten Sie bei der Auswahl Ihres Rollstuhls darauf, dass alle Elemente zusammenpassen: Ihre persönlichen Bedürfnisse, der Rollstuhl und die Art der Steuerung. Lassen Sie sich gründlich beraten.
Einstellmöglichkeiten und Zusatzausstattungen
Nicht nur beim Antrieb, auch bei der Ausstattung haben Sie die Wahl, zum Beispiel zwischen verschiedenen Sitzen, Rückenlehnen und Beinstützen. Rollstühle, die Sie im Freien verwenden, brauchen eine gute Dämpfung. Ebenfalls erhältlich sind Handyhalterungen, Therapietische, Schlupfsäcke und vieles mehr. Lassen Sie sich am besten beraten, was in Ihrem Fall Sinn macht.
Tipp:
Elektrische Verstellmöglichkeiten beziehen ihren Strom aus der Batterie Ihres Elektrorollstuhls. Das kann dazu führen, dass die Reichweite sinkt.
Wie viel kostet ein elektrischer Rollstuhl?
Elektrische Rollstühle sind teurer als Modelle, die manuell angetrieben werden. Wie teuer genau, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
dem Nutzungsbereich (innen, außen oder beides)
der Ausstattung
dem Gewicht
Bedienung und eventuellen Zusatzfunktionen
Wichtig ist: Beziehen Sie Zusatzkosten in Ihre Rechnung mit ein. Dazu gehören Stromkosten sowie Kosten für Wartung und Reparaturen. Sonderausstattungen können den Preis in die Höhe treiben.
Die gute Nachricht ist: In der Regel müssen Sie die Anschaffungskosten für einen Elektrorollstuhl nicht selbst bezahlen, sondern bekommen diese von Ihrer Krankenkasse erstattet.
Wann wird ein elektrischer Rollstuhl bezahlt?
Elektrorollstühle sind Hilfsmittel und werden von der Krankenkasse bezahlt. Das heißt, Sie zahlen im Idealfall nicht mehr als die Zuzahlung in Höhe von maximal 10 Euro.
Allerdings gelten dafür einige Voraussetzungen:
Rezept: Damit Ihr Elektrorollstuhl von der Krankenkasse bezahlt wird, brauchen Sie eine Verordnung beziehungsweise ein Rezept vom Arzt. Darin führt der Arzt aus, warum Sie einen Elektrorollstuhl brauchen und welche Art von Elektrorollstuhl Sie benötigen. Je genauer diese Ausführungen sind, desto besser.
Ärztliche Bescheinigung: Zusätzlich muss Ihnen ein Arzt bescheinigen, dass Sie in der Lage sind, einen Elektrorollstuhl zu fahren.
Kostenvoranschlag: Suchen Sie mithilfe von Beratung einen passenden Rollstuhl für sich in einem Fachgeschäft. Fahren Sie diesen unbedingt Probe, um nicht später eine unangenehme Überraschung zu erleben. Die Hilfsmittelnummer des Modells notiert der Arzt auf dem Rezept, bevor er es einreicht.
Bewilligt die Krankenkasse den Rollstuhl, ist wieder ein Sanitätshaus am Zug. Dabei handelt es sich in aller Regel um Vertragspartner der jeweiligen Krankenkasse. Abgesehen von der oben erwähnten Zuzahlung kommen keine Kosten auf Sie zu.
Es gibt auch Fälle, in denen die Krankenkasse ihre Bewilligung verweigert. Dann prüft meist der medizinische Dienst die Notwendigkeit eines Elektrorollstuhls.
Knifflig wird es, wenn Ihre Wünsche über das medizinisch notwendige Maß hinausgehen. Eine Option in dieser Situation ist eine Mischfinanzierung: Die Krankenkasse zahlt den Standard und Sie die Differenz zum eigentlichen Kaufpreis.
Zusammenfassung
In der Regel zahlen Krankenkassen einen Elektrorollstuhl. Wichtigste Voraussetzung dafür ist ein Rezept, in dem ein Arzt die Notwendigkeit genau darlegt. Für nicht medizinisch notwendige Sonderausstattungen kommen Sie selbst auf.
Braucht man einen Führerschein für einen Elektrorollstuhl?
Für Elektrorollstühle, die maximal 15 km/h fahren, brauchen Sie keinen Führerschein. Beachten Sie aber, dass Sie auf Gehwegen Schrittgeschwindigkeit fahren müssen.
Braucht man eine spezielle Versicherung?
Standardrollstühle, die nicht schneller als 6 km/h sind, brauchen weder ein Kennzeichen noch eine spezielle Versicherung. Schließen Sie aber in jedem Fall eine Hausratversicherung und eine Haftpflichtversicherung ab.
Wenn Ihr Elektrorollstuhl schneller als 6 km/h fahren kann, benötigen Sie ein Versicherungskennzeichen und eine Moped-Versicherung.
Worauf kommt es an, wenn man mit einem Elektrorollstuhl draußen fahren will?
Wenn Sie Ihren Elektrorollstuhl im Freien verwenden möchten, sollten Sie einige Dinge beachten. Das beginnt bei der Auswahl des richtigen Modells. Zum Beispiel müssen Elektrorollstühle für draußen eine geeignete Dämpfung sowie eine hohe Reichweite aufweisen.
Fazit – elektrisch hat Vorteile
Elektrorollstühle können einen wichtigen Beitrag zu mehr Unabhängigkeit, Bewegungsfreiheit und Lebensfreude leisten. Allein durch die größere Reichweite bringen Sie viele Vorteile mit. Deshalb entscheiden sich auch Menschen für sie, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, diesen aber manuell steuern könnten.
Wichtig ist, wie bei herkömmlichen Rollstühlen, dass das Modell möglichst gut zu Ihren persönlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen passt. Überlegen Sie sich vorher genau, wo Sie den Rollstuhl fahren wollen und welche Wünsche Sie an ihn haben. Lassen Sie sich professionell beraten und testen Sie verschiedene Modelle. Wenn Sie sich Zeit nehmen, werden Sie Ihre Entscheidung nicht bereuen.