Querschnittlähmung
Eine Querschnittlähmung stellt einen gravierenden Einschnitt im Leben von Betroffenen dar, vor allem, wenn sie dauerhaft besteht. Heilbar ist sie (noch) nicht. Doch zum Glück gibt es Möglichkeiten, die Lebensqualität deutlich zu heben und trotz aller Einschränkungen ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

In aller Kürze
Eine Querschnittlähmung liegt vor, wenn die Nerven im Rückenmark durchtrennt sind. Man unterscheidet inkomplette und komplette Querschnittlähmungen. Außerdem spielt die Höhe der Verletzung eine wichtige Rolle.
Ursache für eine Querschnittlähmung ist in den meisten Fällen eine Verletzung oder eine Erkrankung.
Gegenwärtig lassen sich Querschnittlähmungen nicht heilen. Aber es gibt verschiedene Maßnahmen, um die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen zu verbessern. Teilweise lassen sich verloren gegangene Funktionen kompensieren oder sogar wiedererlangen.
Was ist eine Querschnittlähmung?
Von einer Querschnittlähmung spricht man, wenn die Nerven im Rückenmark teilweise oder vollständig durchtrennt sind (engl. Spinal Cord Injury). Das Rückenmark kann man sich als eine Nervenleitung vorstellen, die im Wirbelkanal den Rücken entlangläuft und Signale zwischen Körper und Gehirn austauscht.
Sind die Nerven im Rückenmark durchtrennt, ist diese Leitung unterbrochen. Dann kann der Informationsaustausch zwischen Körper und Gehirn nicht mehr oder nur noch eingeschränkt stattfinden. Es kommt zu Lähmungen, Empfindungsstörungen und anderen Symptomen.
Welche Arten einer Querschnittlähmung gibt es?
Querschnittlähmungen lassen sich einmal nach der Höhe der Verletzung unterscheiden.
Außerdem unterscheidet man Querschnittlähmungen danach, wie schwerwiegend die Verletzung der Nerven ist:
Komplette Querschnittlähmung (Plegie, Paralyse): In diesem Fall sind die Nerven an der betroffenen Stelle komplett durchtrennt. Arme und/oder Beine und der jeweilige Teil des Rumpfes sind vollständig gelähmt. Zusätzlich sind Körperfunktionen wie die Entleerung von Harnblase und Darm gestört.
Inkomplette Querschnittlähmung (Parese): Besteht eine Schädigung des Rückenmarks, sind die Nerven aber nicht komplett durchtrennt, bleiben Empfindungsvermögen und Muskelkraft teils erhalten.
Noch genauer lässt sich das Lähmungsausmaß mithilfe der „American Spinal Injury Association (ASIA) Impairment Scale“ klassifizieren. Diese reicht von ASIA A, was einer kompletten Querschnittlähmung von Armen und Beinen entspricht, bis zu ASIA E, dem gesunden Normalzustand.
Symptome einer Querschnittslähmung
Das zentrale Symptom einer Querschnittlähmung ist der Ausfall der Muskulatur und der Sensibilität (das heißt, dass beispielsweise Berührungen, Kälte und Wärme nicht mehr wahrgenommen werden). Das Ausmaß, in dem beides auftritt, hängt von der Art der Querschnittlähmung ab beziehungsweise davon, wie das Rückenmark geschädigt ist. Hinzu kommen oft Nervenschmerzen.
Außerdem kann eine Querschnittlähmung durch fehlende Bewegung zu Komplikationen wie Druckgeschwüren und Osteoporose führen. Fast alle Menschen mit einer Querschnittlähmung leiden unter Störungen der Darm- und Blasenentleerung sowie der Sexualfunktion.
Gut zu wissen:
Manchmal entstehen Symptome einer Querschnittlähmung, wenn das Rückenmark nicht durchtrennt, sondern gequetscht oder in seiner Durchblutung beeinträchtigt wird. Dafür kann zum Beispiel ein Tumor verantwortlich sein. In solchen Fällen ist es möglich, dass sich die Beschwerden zumindest in Teilen zurückbilden.
Welche Ursachen haben Querschnittslähmungen? - Überblick
Unfälle/Traumata
Die meisten Querschnittlähmungen entstehen durch einen Unfall. Schwere Stürze, Sportverletzungen oder Verkehrsunfälle beispielsweise führen dazu, dass starke Kräfte auf das Rückenmark einwirken und dieses geschädigt wird.
Wichtig:
Bei einer traumatischen Querschnittlähmung kommt es fast immer nach der Verletzung zu einem spinalen Schock. Alle Funktionen unterhalb der Höhe der Verletzung fallen aus. Dieser Zustand kann einige Tage oder Wochen dauern. Wie ausgeprägt die Querschnittlähmung danach sein wird, lässt sich währenddessen nicht prognostizieren.
Erkrankungen
Abgesehen von Verletzungen können verschiedene Erkrankungen eine Querschnittlähmung zur Folge haben. Dazu gehören zum Beispiel folgende:
Bandscheibenvorfälle
Tumore
Multiple Sklerose
Rückenmarksentzündungen, zum Beispiel durch Bakterien oder Viren
Rückenmarksinfarkte
Angeborene Fehlbildungen wie eine Spina Bifida, die zu einer schlaffen Lähmung führt
Schlaganfälle
Diese Therapiemöglichkeiten gibt es
Wir haben es schon angesprochen: Aktuell gibt es keine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass durchtrenntes Nervengewebe wieder zusammenwächst. Damit ist eine Heilung einer Querschnittlähmung nicht möglich.
Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Behandlungsoptionen sowie Hilfsmitteln, die die Lebensqualität von Betroffenen spürbar verbessern und Einschränkungen im täglichen Leben reduzieren können.
Operation
Durch eine Operation lässt sich zwar die Querschnittlähmung selbst nicht beseitigen, trotzdem ist sie oft in der Akutphase nach einer Verletzung notwendig, um beispielsweise Knochensplitter aus dem Rückenmark zu entfernen. Es gilt, die Wirbelsäule zu stabilisieren, weitere Verletzungen zu vermeiden und den Nerven die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren.
Medikamentöse Behandlung
Medikamente dienen zum Beispiel dazu, chronische Schmerzen zu senken oder Tumore beziehungsweise Gerinnungsstörungen zu behandeln.
Rehabilitation
Solange es nicht möglich ist, eine Querschnittlähmung zu heilen, spielt die Rehabilitation eine Schlüsselrolle in der Behandlung. Ziel ist es, dass Betroffene möglichst gut mit ihren Einschränkungen umgehen und ihren Alltag selbstständig meistern können.
Zu diesem Zweck kommen verschiedene Methoden zur Anwendung:
Heilungschancen: Ein Blick in die Forschung
Auch wenn es noch lange dauern kann, gehen die meisten Forscher davon aus, dass Querschnittlähmungen irgendwann heilbar sein werden.
Aktuelle Forschungsprojekte verfolgen verschiedene Ansätze. Einige konzentrieren sich darauf, Wege zu finden, wie sich die Regeneration von Zellen im Rückenmark stimulieren lässt. Große Hoffnungen ruhen auf Stammzelltherapien. Schließlich feiern Therapien erste Erfolge, die auf die Kombination aus Physiotherapie und Elektrostimulation, eine Art Rückenmarkschrittmacher, setzen.
Zusammengefasst:
Heilen lässt sich eine Querschnittlähmung nicht. Aber es gibt eine Reihe an Therapiemöglichkeiten für mehr Selbstständigkeit, weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität im Alltag. Die Rehabilitation mit Physiotherapie und Ergotherapie spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Was sollten Angehörige von Betroffenen beachten?
Eine Querschnittlähmung stellt auch für Menschen im engeren Umfeld von Betroffenen eine Herausforderung dar. Auf der einen Seite wollen diese der betroffenen Person so gut wie möglich helfen. Auf der anderen Seite ist es wichtig, eine Überforderung und Folgen wie einen Burn-out zu vermeiden. Dazu kommt, dass der anfängliche Schock, den die Diagnose Querschnittlähmung bedeutet, verarbeitet werden muss.
Deshalb sollten Angehörige möglichst früh Unterstützung in Anspruch nehmen. Neben Ärzten bieten sich dafür Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen an. Die Möglichkeit, sich an andere wenden zu können, kann entscheidend dazu beitragen, gemeinsam die Herausforderungen durch die Diagnose Querschnittlähmung zu meistern.
Die richtige Unterstützung ist entscheidend bei einer Querschnittlähmung
Ob durch einen Unfall oder eine Erkrankung, die Diagnose Querschnittlähmung stellt immer einen Schock für Betroffene und Angehörige dar. Umso wichtiger ist es, früh so viel Unterstützung wie möglich einzuholen.
Denn auch wenn die Heilung einer Querschnittlähmung noch in der Zukunft liegt, gibt es heute bereits viele Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsmittel, durch die der Alltag trotz Lähmung lebenswert bleibt.